Besonders der Hochwasserschutz wurde nach dem Jahrtausendhochwasser von 2006 in der Oranienstadt vorangetrieben. Diverse bauliche Maßnahmen und Renaturierungen erhöhen die Resilienz der Ortsteile und der Kernstadt gegen Starkregenereignisse und die damit einhergehenden Hochwasser. Leider lassen sich Schäden durch solche Extremwetterereignisse nicht vollends verhindern, aber zumindest können sie stark eingedämmt werden.
Hochwasserschutzkonzepte
Für die Gewässer-Einzugsgebiete „Schelde, Irrschelde, Eibach“, „Nanzenbach“, „Dietzhölze, Manderbach“ und „Donsbach“ wurden Hochwasserschutzkonzepte erstellt. Außerdem wurde durch das Regierungspräsidium Gießen für das Einzugsgebiet „Dill“ ein Hochwasserrisikomanagementplan entworfen. In diesen Konzepten finden sich diverse Maßnahmen und Empfehlungen, von denen einige bereits umgesetzt wurden oder sich in der Umsetzung befinden.
Hochwasserrückhaltebecken
Zu den Maßnahmen aus dem Hochwasserschutzkonzept für das Einzugsgebiet „Schelde, Irrschelde, Eibach“ gehört auch der Bau von vier Hochwasserrückhaltebecken (HRB). Diese Becken sind dazu gedacht im Ernstfall große Wassermassen zu stauen und reguliert abfließen zu lassen. Alle Dillenburger HRBs werden so gebaut, dass sie die Wassermassen eines hundertjährigen Hochwassers (HQ100) zurückhalten können.
Der Bau der HRBs wird durch das Land Hessen unterstützt.
HRB Eibach
![]() | Standort Stauvolumen HQ100 Stauvolumen max. Dammhöhe Dammlänge Regelabfluss Baubeginn Fertigstellung | Eibach ca. 10.400 m3 ca. 11.700 m3 ca. 5,20 m ca. 75,00 m 1,30 m3/s 01.04.2019 19.11.2021 |
HRB Tringensteiner Schelde
![]() | Standort Stauvolumen HQ100 Stauvolumen max. Dammhöhe Dammlänge Regelabfluss Baubeginn Fertigstellung | Oberscheld ca. 39.700 m3 ca. 48.200 m3 ca. 7,35 m ca. 90,00 m 5,00 m3/s 22.10.2018 21.03.2022 |
HRB Schelde
![]() | Standort Stauvolumen HQ100 Stauvolumen max. Dammhöhe Dammlänge Regelabfluss Baubeginn Fertigstellung | Oberscheld ca. 69.000 m3 ca. 80.000 m3 ca. 8,30 m ca. 110,00 m 2,00 m3/s 11.04.2023 ca. Sommer 2025 |
HRB Niederscheld
HRB Niederscheld | Standort Stauvolumen HQ100 Stauvolumen max. Dammhöhe Dammlänge Regelabfluss Baubeginn Fertigstellung | Niederscheld ca. 13.900 m3 ca. 33.900 m3 ca. 5,30 m ca. 260,00 m 21,0 m3/s Vorbereitung zum Bau |
Hochwasserschutzeinrichtungen Niederscheld
Eine Empfehlung aus dem Hochwasserrisikomanagementplan des Regierungspräsidiums Gießen war die Überprüfung der vorhandenen Hochwasserschutzeinrichtungen in Niederscheld. Dabei zeigte sich, dass diverse Deiche und Hochwasserschutzmauern erhöht werden müssen um die Ortslage Niederscheld vor Schäden bei einem HQ100 bzw. HQextrem zu schützen. Die Maßnahmen befinden sich teilweise bereits in der Planung und die Umsetzung soll in den kommenden Jahren erfolgen.
Renaturierung der Gewässer und Schaffung von Retentionsflächen
Eine weitere wichtige Maßnahme zum Hochwasserschutz, aber auch zur Stärkung des lokalen Ökosystems ist die Renaturierung der Gewässer, also die Zurückversetzung in einen ökologisch wertvollen Zustand.

Durch Begradigungen und Verbau wurde den Gewässern nicht nur ihre natürliche Retentionsfähigkeit genommen, sie erhöhen durch die deutlich gesteigerte Fließgeschwindigkeit im begradigten Flussbett sogar die Gefahr von Hochwassern.[1] Solche Probleme lassen sich durch den Rückbau von Wehren und Wanderhindernissen, sowie die Rückführung der Gewässer in ihre natürliche Form teilweise beheben.
In allen Gewässer-Einzugsgebieten auf dem Gebiet der Oranienstadt sind Renaturierungsmaßnahmen in der Planung oder Durchführung. Teilweise ergeben sich diese Maßnahmen im Rahmen der europäischen Wasserrahmenrichtlinie.

So wurde zum Beispiel die Dill zwischen Niederscheld und Burg zur Schaffung von Retentionsraum verlegt und in Dillenburg wurde südöstlich des Tierheims eine Flutmulde angelegt, auf die sich die Dill bei Hochwasser unproblematisch ausbreiten kann. Weitere Maßnahmen sind an der Dietzhölze im Stadtgebiet Dillenburg geplant. Zwischen der Gemarkungsgrenze Frohnhausen-Wissenbach bis zur Einmündung in die Dill soll die Dietzhölze auf einer Gesamtlänge von rund 5 km renaturiert werden (der erste Bauabschnitt befindet sich in der Umsetzung). Die Maßnahme an der Dietzhölze wird durch das Land Hessen gefördert und von der Hessischen Landgesellschaft im Rahmen des Projekts „100 Wilde Bäche“ des Landes Hessen begleitet.
Starkregen-Fließpfadkarten
Seit Anfang 2023 liegen der Oranienstadt Dillenburg Starkregen-Fließpfadkarten aller Stadtteile vor. Diese Karten zeigen mit einer Auflösung von 1 m2 potenzielle Wege an, die das Regenwasser bei einem Starkregenereignis nehmen könnte. So kann dargestellt werden, welche Straßen und Plätze bei Starkregen besonders gefährdet sind und wo potenzielle Überflutungsbereiche liegen. Die Informationen aus den Fließpfadkarten können im interaktiven „Starkregenviewer Hessen“ des Hessischen Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) abgerufen werden.

Quellenangabe: [1] https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/fluesse/verbesserungsmassnahmen/gewaesserrenaturierung-start#unser-tun-verandert-flusse-und-bache