Städtebauförderung und Landesgartenschau

Garten in der Wilhelmstraße

Das Parlament hat bereits zum Jahreswechsel die Weichen für ein vielversprechendes Projekt gestellt: Die Oranienstadt Dillenburg will sich um die Durchführung der Landesgartenschau 2027 bewerben. Dabei setzt sie auf ihre Bürgerinnen und Bürger, die von Beginn an mit im Boot sitzen und in der wichtigen Bewerbungsphase ihre Ideen einbringen sollen. Im Rathaus verspricht man sich von der Veranstaltung vor allem nachhaltige und wertvolle Impulse für Tourismus und Stadtplanung sowie eine Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität sowie der Verkehrsverbindungen. Wer die Schau ausrichtet, kann mit Fördermitteln bis zu 3,5 Millionen Euro rechnen und damit in die Zukunft investieren.

Aktuell arbeitet die Verwaltung gemeinsam mit dem beauftragten Fachbüro Planstatt Senner aus Überlingen am Bodensee mit Hochdruck an der Ausarbeitung einer Machbarkeitsstudie, die bei Entscheidung für eine Bewerbung bis Dezember 2020 beim Land Hessen eingereicht sein muss. Die Entscheidung, welcher Bewerber den Zuschlag erhält, fällt in Wiesbaden im Jahr 2021.

Zeitgleich läuft ein weiteres, ebenfalls wichtiges Projekt für Dillenburg: eine umfangreiche Aufwertung des Stadtzentrums durch das hessische Städtebauförderungsprogramm „Lebendige Zentren“. Die Aufgabe hier: Bis Februar 2021 muss ein entsprechendes Maßnahmenpaket geschnürt werden. Für beide Projekte beginnt in Kürze eine intensive Bürgerbeteiligung.

Mehr als eine Blumenschau

Als „Turbo für die Regionalentwicklungen“ werden die Landesgartenschauen bezeichnet. Und in der Tat werden die Städte, die die Schau ausrichten, in die Lage versetzt, dank der Förderprogramme die Lebensqualität in der Kommune und der umliegenden Region in einer kurzen Zeitspanne aufzuwerten. Bei der Veranstaltung handelt es sich schon längst nicht mehr um eine reine Blumenschau, wie man sie aus zurückliegenden Jahren kennt. Nein, es hat ein Wandel stattgefunden: Kunstausstellungen, Lesungen, Vorträge, Workshops, sportliche Events, Führungen und eine abwechslungsreiche Gastronomie runden das Geschehen um die angelegten Garten- und integrierten Naturlandschaften ab und machen sie attraktiv für Jung und Alt.

Hinzu kommen Skulpturenparks, Spielgeräte, Pavillons und Ruheinseln. Ein weiterer wichtiger Baustein: das grüne Klassenzimmer – Kinder lernen fächerübergreifend und ganzheitlich viele Dinge im Garten und in der Natur. Dillenburg setzt in der Bewerbung auf eine lebendige Kultur- und Naturlandschaft im gesamten Stadtgebiet, in die bei der Gestaltung auch die Dill und andere Gewässer einbezogen werden. Ziel ist, mit dem abwechslungsreichen Angebot alle Generationen gleichermaßen anzusprechen. Zur Umsetzung dieses wichtigen Projektes ist eine Kommission ins Leben gerufen worden, der neben den Mitgliedern der politischen Gremien auch sachkundige Bürgerinnen und Bürger angehören. Gemeinsam sollen sie eine erfolgreiche Bewerbungsphase gestalten und erreichen, dass die Landesgartenschau in aller Munde ist, zum Stadtgespräch wird. Denn die Oranienstadt will alle Bürgerinnnen und Bürger bei der Vorbereitung „mitnehmen“ und für die Veranstaltung begeistern. Nur mit einem möglichst hohen Rückhalt in der Bevölkerung kann die offizielle Bewerbung und der Besuch der Auswahlkommission des Landes Hessen in 2021 erfolgreich gestaltet werden. Gelegenheiten zur Beteiligung gibt es dabei genug: Eigene Ideen einbringen, Potentiale aufzeigen, Defizite benennen und engagiert mitarbeiten – schon in Kürze wird die Verwaltung dazu detailliert informieren. Für die Gestaltung des Logos für die Bewerbung startet in wenigen Wochen ein kleiner Wettbewerb, an sich Interessierte beteiligen können.

Private Immobilien modernisieren

Gleiches gilt für das Hessische Städtebauförderungsprogramm „Lebendige Zentren“, in das die Stadt schon letztes Jahr aufgenommen wurde. Es ermöglicht eine umfangreiche Aufwertung des Stadtzentrums. Förderfähig sind hier zum Beispiel die Verbesserung des Wohnraum-Angebotes und der öffentlichen Flächen sowie die Sanierung oder der Neubau von Gemeinschaftseinrichtungen und stadtbildprägenden Gebäuden. Auch Klimaschutz, Barrierefreiheit, Umbau und Modernisierung privater Immobilien sowie Verbesserung der Angebots- und Funktionsvielfalt sind Bestandteile des Programms. Grundlage ist das sogenannte „Städtebauliche Entwicklungskonzept (kurz: ISEK)“ – ein Katalog an Maßnahmen und Projektvorschlägen. Das Konzept wird zusammen mit den Bürgern der Stadt erstellt und bis Februar 2021 beim Land Hessen eingereicht. Projekte in der Dillenburger Innenstadt können danach innerhalb des Förderzeitraums bis aktuell Ende 2029 umgesetzt werden. Für die Bewerbung zur Landesgartenschau und die Erstellung des „ISEK“ entsteht aktuell eine Internetplattform, auf der sich interessierte Bürgerinnen und Bürger informieren können. Viel wichtiger als ein reines „Webportal“ ist aber die Bürgerbeteiligung – sowohl online, wie auch vor Ort. So sind bereits in wenigen Wochen ein Info-Abend sowie ein ausgedehnter Stadtspaziergang geplant, bei dem verschiedene Stationen im Stadtgebiet besucht werden. Ideen und Wünsche der Teilnehmer werden dabei gesammelt, diskutiert und fließen entsprechend in beide eng zusammengehörende Projekte ein. Auch Online-Beteiligungsmöglichkeiten wird es geben.

Hintergrund Landesgartenschauen

Landesgartenschauen werden alle zwei Jahre im Wechsel in Hessen und Thüringen veranstaltet. Sie haben zum Ziel, dauerhafte und vorbildliche Grünzonen zu schaffen, die die Lebensbedingungen für Menschen sowie die heimische Tier- und Pflanzenwelt verbessern. Die Dauer einer Landesgartenschau beträgt zwischen 12 und 26 Wochen. Neben den wechselnden Bepflanzungen gibt es in der Regel zahlreiche Ausstellungen sowie größere und kleinere Veranstaltungen auf dem Gartenschaugelände. Die letzte Landesgartenschau in Hessen fand 2018 in Bad Schwalbach statt, die nächste findet 2023 in Fulda statt. Bis Januar 2020 mussten die Absichtserklärungen eingereicht werden. Dem Aufruf sind fünf Kommunen gefolgt, so viele wie nie zuvor. Neben der Oranienstadt Dillenburg gehen mit ins Rennen:  die Region Oberhessen mit elf beteiligten Kommunen sowie Frankenberg, Schwalmstadt und Bad Homburg.