Über 2 Mio. Zuwendung für Renaturierung der Dietzhölze

Die hessische Umweltministerin Priska Hinz (Mitte), überreicht Stadtverordnetenvorsteher Klaus-Achim Wendel (links) und Bürgermeister Michael Lotz (rechts) den Zuwendungsbescheid. Foto: Oranienstadt Dillenburg

Die Hessische Ministerin für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Priska Hinz hat im Rathaus jetzt einen Zuwendungsbescheid über 2.112.270 Euro überreicht. Mit der Förderung will die Oranienstadt bis 2027 insgesamt 21 Maßnahmen zur Renaturierung der Dietzhölze umsetzen und damit den Hochwasser- und Artenschutz in Dillenburg voranbringen.

Die hessische Umweltministerin Priska Hinz (Mitte), überreicht Stadtverordnetenvorsteher Klaus-Achim Wendel (links) und Bürgermeister Michael Lotz (rechts) den Zuwendungsbescheid. Foto: Oranienstadt Dillenburg
Überreichte jetzt den Zuwendungsbescheid: die hessische Umweltministerin Priska Hinz (Mitte), der von Stadtverordnetenvorsteher Klaus-Achim Wendel (links) und Bürgermeister Michael Lotz (rechts) entgegengenommen wurde. Foto: Oranienstadt Dillenburg

Wichtiger Beitrag für den Hochwasser- und Artenschutz

Die Wiederherstellung von Bächen als naturnahe Lebensräume soll als Vorbild bei der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) für die vielen anderen Gewässer in Hessen dienen. Mit dem Programm „100 Wilde Bäche für Hessen“ wird diesen Gewässern wieder ein breites und unberührtes Ufer und ein natürliches Bachbett zurückgeben, wo das Wasser frei laufen kann. Die Herstellung der Durchgängigkeit der Dietzhölze wird durch die Hessische Landgesellschaft mbH (HLG) im Auftrag des Landes Hessen begleitet. Sie unterstützt mit fachlicher und rechtlicher Beratung und bereitet auch die erforderlichen Ausschreibungen der Maßnahmen (Planungen und Bau) vor.

“Dietzhölze wird wieder wild”

Die Umsetzung von insgesamt 21 Maßnahmen an der Dietzhölze auf einer Gewässerlänge von 4,7 km dient der Herstellung der linearen Durchgängigkeit des Gewässers, die bis 2027 erreicht sein soll. Zu den Gesamtkosten in Höhe von 2.335.000 Euro hat die Oranienstadt im Mai 2023 entsprechende Fördermittel vom Land Hessen beantragt. Die Hessische Umweltministerin Priska Hinz konnte nun einen Zuwendungsbescheid in Höhe von 2,1 Mio. Euro an den Stadtverordnetenvorsteher Klaus-Achim Wendel und Bürgermeister Michael Lotz überreichen. Die Renaturierungsmaßnahmen werden damit mit einer Förderquote in Höhe von 90 % unterstützt: „Die Dietzhölze war der erste Bach, den wir im Rahmen unseres Programms ‚100 Wilde Bäche für Hessen‘ im Bereich von Eschenburg renaturiert haben. Nun wird die Dietzhölze auch in Dillenburg wieder wild. Ich freue mich über diesen wichtigen Schritt für Gewässerschutz und Artenvielfalt“, so die Ministerin.

13 Wanderhindernisse und acht strukturelle Maßnahmen

Konkret sollen bis 2025 insgesamt 13 Wanderhindernisse (z. B. Wehre mit einer Höhe von 20 Zentimeter bis 3 Meter) zurückgebaut und acht strukturelle Maßnahmen (z. B. Aufbrechen von Uferbefestigungen, Herstellung kleiner Umleitungsstrecken, Anlegen von Gewässerschutzstreifen) zwischen Frohnhausen und Dillenburg umgesetzt werden. Hinzu kommen Verbesserungen an weiteren drei Wanderhindernissen, die noch mit Wasserrechten belegt sind. Diese Anlagen werden aktuell in einem separaten wasserrechtlichen Verfahren durch die Oranienstadt Dillenburg beplant und sind nicht Bestandteil der Förderung.

Auf- und Abstiegshilfen sollen Fischen die Fortbewegung erleichtern

Hier können Wasserauf- und –abstiegshilfen die Fortbewegung der Fische von und zu ihren Laichplätzen erleichtern. Oliver Spohr vom beauftragten Ingenieurbüro Weber aus Homberg/Efze erläuterte anhand einer schlüssigen Präsentation den anwesenden Gästen anschaulich die geplanten Maßnahmen und ihre Auswirkungen. Umweltministerin Hinz lobte das herausragende Projekt für den Gewässer- und Artenschutz in Dillenburg: „An der Dietzhölze profitieren seltene Arten wie Groppe, Bachneunauge, Eisvogel und Sumpf-Schwertlilie von der Renaturierung. Zugleich schaffen wir auch Erholungsgebiete für die Menschen und leisten einen Beitrag zum Hochwasserschutz.”

“Ökologisch hochwertiger Lebensraum”

Auch für Bürgermeister Michael Lotz besitzen die Maßnahmen hohe Priorität: „Dillenburg hat schon an vielen Stellen erfolgreich Naturschutzprojekte umgesetzt. Schön, dass die Dietzhölze nun dazu kommt. So schaffen wir nach und nach einen durchgängigen und ökologisch hochwertigen Lebensraum vom Tal der Dill bis in die Bachläufe in den Nachbartälern. Wir sind davon überzeugt, dass letztlich erfolgreiche Renaturierung von Fließgewässern auch den Menschen dient und Schutz vor Hochwässern bietet.“

Baubeginn ab Spätsommer 2024

Der Baubeginn ist für Spätsommer 2024 (je nach Ausschreibung und Witterung) geplant und wird voraussichtlich in 2025 beendet sein. Bei der Durchführung der Artenschutzmaßnahmen werden seitens der Verwaltung die Einzelmaßnahmen mit dem ansässigen Sportfischerverein Dillenburg e. V., der in vielen Abschnitten das Angelrecht innehat, abgestimmt. Nach Beendigung der Maßnahmen wird die Dietzhölze von der Einmündung in die Dill bis in Eschenburger Gebiet durchgängig renaturiert sein, da auch Eschenburg bereits Maßnahmen gemäß WRRL umgesetzt hat.

Weitere Maßnahmen im Stadtgebiet

Auch an anderen Gewässern im Stadtgebiet wird die Verwaltung tätig. So sollen auch an der Schelde, an der Tringensteiner Schelde und an der Dill entsprechende Maßnahmen nach der Wasserrahmenrichtlinie in den nächsten Jahren umgesetzt werden. Einzelne Maßnahmen, z.B. an der Dill unterhalb von Niederscheld und am Nanzenbach wurden in der Vergangenheit bereits durchgeführt. „Viele weitere kleine und große Investitionen helfen, unsere Klimaschutzziele zu erreichen, wie z. B. der Bau von vier Hochwasserrückhaltebecken oder die Projekte „Zukunftswald“ und „Ein Baum für jeden Bürger“, so Bürgermeister Lotz abschließend.

Oliver Spohr vom beauftragten Ingenieurbüro erläuterte anhand einer Präsentation die geplanten Maßnahmen. Foto: Oranienstadt Dillenburg
Oliver Spohr vom beauftragten Ingenieurbüro erläuterte anhand einer schlüssigen Präsentation die geplanten Maßnahmen. Foto: Oranienstadt Dillenburg

Hintergrund:

Die europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) gibt vor, dass die Gewässer bis zum Jahr 2027 in einen guten ökologischen Zustand versetzt werden müssen. Die Herstellung des guten Zustandes der Gewässer ist in der Regel die Aufgabe der gewässerunterhaltungspflichtigen Kommunen. Um die Kommunen bei den Renaturierungsprojekten zu unterstützen, wurde das Programm „100 Wilde Bäche für Hessen“ ins Leben gerufen. Die teilnehmenden Kommunen werden von den ersten Planungsschritten bis hin zur baulichen Umsetzung der Renaturierungsmaßnahmen durch die Hessische Landgesellschaft mbH (HLG) eng begleitet und unterstützt.

Mehr Informationen zum Programm 100 Wilde Bäche für Hessen: https://wildebaechehessen.de/

Bürgermeister Lotz äußert sich zur aktuellen Situation

Corona Interview Michael Lotz_Foto Fotostudio Bildschöne Momente

Ein Interview von Kilian Scharf

Dillenburg. Ein Virus hat die Welt verändert – Corona hat ein ineinandergreifendes Räderwerk zum Stillstand gebracht: im Großen wie im Kleinen. Auch in der Oranienstadt Dillenburg mussten die Bürger sich in den vergangenen Wochen, und müssen dies auch weiterhin, mit tiefgreifenden Einschränkungen leben. Bürgermeister Michael Lotz äußert sich in einem aktuellen Interview zu den Belastungen für viele Dillenburgerinnen und Dillenburger, die die Krise mit sich bringt. Er macht aber auch Mut, weiter durchzuhalten und das Erreichte nicht leichtfertig zu riskieren und freut sich sehr darüber, dass sich der überwiegende Teil der Menschen sehr diszipliniert an die Vorgaben hält.

Herr Lotz, wie haben Sie persönlich die Entwicklung der Krise erlebt?

Noch vor wenigen Wochen hätten sich die meisten Menschen die vielen Änderungen, die die Ausbreitung des Corona-Virus mit sich bringt, nicht vorstellen können. Auch das Leben in Dillenburg hat sich nachhaltig verändert – mit vielfältigen Konsequenzen. Ich gehe auf die Unternehmen und Gewerbetreibenden, den Einzelhandel, die Gastronomie und Hotellerie und auch die Ladengeschäfte ein. Einige durften offenbleiben, andere haben jetzt wieder geöffnet. Allen gleich ist, sich nun mit vielen Beeinträchtigungen, teilweisen Schließungen, wirtschaftlichen Einbrüchen und Veränderungen im Betriebsablauf vertraut machen zu müssen. Ich bin mir sicher, dass diese Situation viele Menschen auch wirtschaftlich an die Grenzen des Leistbaren gebracht hat. Das betrifft aber auch viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den jeweiligen Unternehmen. Zu erleben, wie das eigene Unternehmen oder das Unternehmen, für das man seit Jahren mit viel Engagement tätig ist, vor existenzielle Herausforderung gestellt wird, ist alles andere als leicht. Vielfältigste Fragen tauchen auf. Die Verantwortung für die Beschäftigten und die Kollegen, die Verpflichtungen gegenüber Banken oder zur Zahlung von Abgaben bei gleichzeitigem Wegfallen von Einnahmen. Fragen, wie lange die Einschränkungen dauern werden und welche Schritte der Lockerung oder Hilfen es geben wird. All das sind Dinge, die die Lebenswirklichkeit auch in der Oranienstadt komplett verändert haben.

Ein Stillstand im öffentlichen Leben. Sehen Sie das auch so?

Ja, auch im privaten Umfeld hat es viele einschneidende Veränderungen gegeben. Sich einfach mal mit Freunden zu treffen: derzeit nicht möglich. Den gewohnten Sport treiben oder die Tasse Kaffee am Samstagvormittag in der Eisdiele oder im Café zu genießen: bis auf Weiteres verschoben. Nun sind wir zusätzlich damit konfrontiert, Bedeckungen für Mund und Nase tragen zu müssen, wenn wir einkaufen gehen oder im öffentlichen Personennahverkehr unterwegs sind. Auch das ist ja für uns völlig ungewohnt, da wir als Europäer gewohnt waren, das Gesicht des Gegenübers erkennen zu können. Große Sorgen mache ich mir zudem, wie sich die letzten Wochen und die Zeit, die noch auf uns zukommt, auf die schulische Laufbahn von Kindern auswirkt. Genauso erschwert das Betretungsverbot des Landes Hessen für die Kindertagesstätten die frühe Förderung der jüngsten Kinder. Als Bürgermeister stelle ich fest, dass die Vielfalt im öffentlichen Leben in Dillenburg fast völlig zum Erliegen gekommen ist. Allerdings freue ich mich, dass es ein funktionierendes Netz von nachbarschaftlicher und partnerschaftlicher Hilfe gibt, auf das zurückgegriffen werden kann. Viele Menschen helfen vielen anderen in unserer Stadt und das macht mich stolz. Ebenso engagiert sich eine Vielzahl sozialer Träger vorbildlich und versucht im Rahmen der gesetzten Möglichkeiten, die sozialen Veränderungen abzufedern.

Weitere Lockerungen oder vorsichtige Vorgehensweise – wie bewerten Sie die Situation?

Ich hoffe, dass diese Lockerungen nicht zu früh und zu schnell vorgenommen werden. Wir sollten nicht in eine Euphorie verfallen. Zu denken, wir können das alte Leben von heute auf morgen wiederherstellen und zur Normalität zurückkehren, wäre aus meiner Sicht falsch. Alle Maßnahmen müssen sehr sorgfältig und mit Augenmaß und unter ständiger Beobachtung begleitet werden. Ein Sommer ohne Feste und eine Vielzahl anderer Vergnügungen ist nicht schön. Aber es muss sein: denn die Gesundheit der Menschen geht vor. Aus meiner Sicht waren die von den politisch Verantwortlichen getroffenen harten Entscheidungen wichtig. Deren Richtigkeit kann man darin erkennen, dass es erste, vorsichtig positive Tendenzen gibt. Die Infektionszahlen steigen mäßig, und das Gesundheitswesen ist in der Lage, auftretenden Fällen große Aufmerksamkeit sowie sorgfältige und liebevolle Pflege zukommen zu lassen. Meine Gedanken sind aber auch bei denjenigen, die durch den Virus infiziert wurden und stark darunter gelitten haben – oder dies noch heute tun. Ich fühle auch mit denen, die im Moment schwer zu tragen haben, weil sie Angehörige durch die Infektion verloren haben.

Wie sind die Vorgaben eingehalten worden?

Als Bürgermeister der Oranienstadt bin ich dankbar, dass sich der überwiegende Teil der Menschen meiner Stadt sehr diszipliniert an die gesundheitlichen Vorgaben gehalten haben. Ich hoffe, dass sich dies in den nächsten Wochen fortsetzt. Besonders am Herzen liegt mir ein Dank an all diejenigen, die in den letzten Wochen in besonderer Weise zu dieser guten Entwicklung beigetragen haben. Das sind diejenigen, die im Gesundheitswesen und in der Pflege ihren Dienst am Nächsten in der gewohnt professionellen und fürsorglichen Art fortgesetzt haben. Dabei dürfen auch diejenigen nicht vergessen werden, die auch in den Verwaltungen, in den Unternehmen, im Einzelhandel und an vielen anderen Stellen ihren Dienst gemacht haben und dabei den Kontakt nicht vermeiden konnten, um Leben zu retten und unsere Versorgung sicher zu stellen.

Herr Lotz, wagen Sie einen Blick in die Zukunft?

Für mich steht fest, dass die durch den Virus ausgelöste Pandemie auch die Dillenburgerinnen und Dillenburger noch in den nächsten Monaten stark beschäftigen wird. Daher sind wir alle aufgerufen – gerade mit Blick darauf, dass viele Einrichtungen wieder ihren Betrieb aufnehmen – umso verantwortungsvoller zu handeln. Ich bin dennoch für die Zukunft sehr positiv gestimmt. Die vielfältigen Zeichen der Solidarität unter den Menschen unserer Stadt und die außergewöhnlich gute Art des Umgangs mit der Krise zeigen mir, dass Mut und Zuversicht richtig sind. Ich bin sicher, dass wir gemeinsam die Krise überstehen werden. Lassen Sie uns alle daran mitarbeiten.