Kleine und große Landschaftsbereiche bieten Pflanzen und Tieren Rückzug und Schutz. Ein solches Naturparadies ist auch das Biotop „Simonsboden“ auf dem Dillenburger Köppel. Mit wertvollen Maßnahmen wollen Naturschutzvereinigungen mit Unterstützung der Stadt dafür sorgen, dass hier der Natur Flächen erhalten bleiben und die heimische Artenvielfalt nicht verloren geht.
Durch die landwirtschaftliche Nutzung auf dem gesamten Köppel bis in die 70’er Jahre hinein konnte sich eine ausgesprochen reichhaltige Flora und Fauna entwickeln. „Durch den Rückgang der Landwirtschaft und dem Verschwinden der Äcker entstanden große Wiesen auf einer von Dillenburgs wenigen Freiflächen in der Kernstadt. Das führte im Laufe der Jahre stellenweise zu einer Verbuschung der Landschaft und zu einer bedauerlichen Artenverarmung“, so Jens Backhaus, Landschaftsarchitekt aus Dillenburg, der mit dem momentanen Projekt auf dem Köppel bestens vertraut ist. Die Wiesen rund um den Simonsboden werden heute hauptsächlich zur Heugewinnung und als Schafsweide genutzt und erfahren eine hohe Freizeitnutzung durch viele Spaziergänger. Wie Dr. Michael Völlinger von der städtischen Umweltabteilung erläutert, ist das Biotop schon seit 1988 im städtischen Landschaftsplan ausgewiesen. Um ihm wieder mehr Ruhe und Schutz für das Brutgeschäft und für die heimische Flora zu geben, soll der Bereich im nördlichen Teil des Köppels beruhigt und Freizeitnutzer für das Thema sensibilisiert werden.
Auf den teilweise städtischen, teilweise privaten Flächen wurden deswegen in Abstimmung mit den Eigentümern in den letzten Wochen bereits rund 200 qm Schwarzdornhecken und Ginsterbüsche entfernt. Diese waren zu hoch geworden und hatten Hohlräume gebildet, so dass Brutgeschäfte nicht mehr stattfinden konnten. Der rund 6 Hektar große Bereich ist einer der wenigen Räume, in denen die Feldlerche noch anzutreffen ist. Dieser stimmfreudige Vogel wurde schon zum zweiten Mal „Vogel des Jahres“ – mit gutem Grund: die Bestände gehen zurück. Geht die Entwicklung so weiter, dann ist ein Aussterben dieses Bodenbrüters absehbar. Jede vierte Feldlerche ist inzwischen aus dem Brutbestand verschwunden. Der stimmfreudige Vogel bevorzugt offene Weiten, zu Waldrändern und Hecken hält er Abstand. Durch die Entbuschung des Simonsbodens hat die Feldlerche eine Chance, auch weiterhin in diesem Bereich zu brüten und in ihre Jungen großzuziehen. Noch eine weitere, wichtige Voraussetzung ist dafür nötig: Rücksichtnahme der Zwei- und Vierbeiner. Da die Feldlerche eine Fluchtdistanz von rund 50 Metern hat, werden Spaziergänger gebeten, den Bereich künftig zu meiden und ihre Hunde hier anzuleinen. Entsprechende Infotafeln sind bzw. werden noch aufgestellt, um über das Projekt aufzuklären und Verständnis für die jetzt stärker geschützten Bereiche zu wecken.
„Durch die Schutzmaßnahmen auf dem Köppel erhoffen wir uns auch, dass bereits verschwundene Arten, wie zum Beispiel die Goldammer, der Neuntöter oder möglicherweise sogar das Schwarzkehlchen, zurückkehren,“ so Jens Backhaus, der auch Vogelschutzbeauftragter der Hessischen Vogelschutzwarte ist. Eine weitere, traurige Tatsache spielt ebenfalls eine große Rolle: die Gesamtzahl der Insekten und als auch die Vielfalt der Insektenarten haben in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland abgenommen. Als Blütenbestäuber übernehmen viele Insektenarten eine der bedeutendsten Funktionen in den Ökosystemen. Sie erhalten einen Großteil der Pflanzenwelt und sichern so auch die Lebensgrundlagen. Um den weiteren Rückgang entgegenzutreten, müssen Schutzflächen ausgeweitet werden, wie es jetzt auf dem Köppel geschieht. In den offenen Flächen finden nun auch Arnika-Pflanzen optimale Bedingungen zum Anwachsen. Die gefährdete Heilpflanze hat eine große Bedeutung für den Naturschutz und bringt damit einen hohen Handlungsbedarf mit, um die gefährdeten Bestände zu erhalten. In einigen versteckten Bereichen auf dem Köppel wurden deswegen schon durch die im letzten Jahr erste Pflänzchen gesetzt. Wie Günter Schwab von der Landschaftspflegevereinigung Lahn-Dill mitteilt, wird sich dies in diesem Jahr fortsetzen. Auch werden bei einem der nächsten Arbeitseinsätze weitere Ginsterbüsche entfernt. Das Projekt wird durch die Naturschutzvereinigungen, die Oranienstadt, durch Spenden und mit Eigenleistungen finanziert.