Die Lebensqualität in der Stadt verbessern

Bürgermeister Lotz und Gärtner-Auszubildender Corvin Bill zeigen neu gepflanzte Bäume

Startschuss für die Aktion „Ein Baum für den Bürger“

Dillenburg (red). In der Oranienstadt Dillenburg ist der Startschuss für die Aktion „Ein Baum für die Bürger“ gefallen. Mitarbeiter der Bauhof-Gärtnerei haben an der Böschung des Erdwalls an der Liegewiese des Aquarena-Bades 31 Stämme der „Schwedischen Mehlbeere“ gesetzt. Eine weitere Anpflanzung von fünf Mehlbeeren erfolgte auf dem Spielplatz im Tal Tempe. Der Baum erträgt Trockenheit im Sommer und ist auch resistent gegen Frost. Eine weitere Eigenschaft: Wind und Abgase können ihm wenig antun, und daher eignet sich das Gehölz ausgezeichnet für eine Anpflanzung in der Stadt. Bürgermeister Michael Lotz überzeugte sich am Aquarena-Bad von dem gelungenen ersten Abschnitt, den Gärtner-Azubi Corvin Bill gemeinsam mit Kollegen unter der fachlichen Anleitung von Gärtner Burkhard Müller fertigstellte. Das Stadtoberhaupt wies auf die wertvolle Funktion des Grüns hin. Die Neuanpflanzung helfe, auf längere Sicht das Mikroklima in der Innenstadt und in den Stadtteilen zu verbessern: „Dieses Projekt ist Teil unserer Nachhaltigkeitskampagne und ein sehr wichtiger Beitrag zur Gestaltung der Klimawende auf lokaler Ebene“.

„Ein Baum für den Bürger“ – im Sommer 2022 haben die Dillenburger Parlamentarier dem für eine Laufzeit von mehreren Jahren vorgeschlagenen Konzept zugestimmt. Vorgesehen ist, in diesem Jahr 120 Bäume zu bestellen und zu setzen – die Hälfte im Frühjahr, die andere dann im Herbst. Die erste „Etappe“ sieht in 2023 daher weitere Anpflanzungen an folgenden Standorten vor: 

Oberer Stadthallenparkplatz Mittelinseln (16 Mehlbeer-Bäume), Bahnhofsvorplatz (24 Bäume Felsenbirne und Blumenesche) Friedhof Dillenburg, Kälberwiese (10 Bäume Felsenbirne), Alter Friedhof, Ersatzpflanzungen (12 Bäume Ahorn, Stadtlinde und Blumenesche), Verkehrsknoten Süd, am Wall (6 Bäume Mehlbeere) sowie auf dem Friedhof in Oberscheld (8 Bäume Stadtlinden/Säulenhainbuchen). Bei der Auswahl der Gehölze setzt die Oranienstadt Dillenburg auf eine Reihe von sogenannten Zukunftsbäumen. Das sind Bäume, die sich als besonders hitze- und trockenheitsresistent gezeigt haben und daher von Gartenbau-Experten empfohlen werden.

Begonnen wurde mit der Aktion in der Kernstadt – andere Standorte sind aber auch möglich und könnten in den Ortsbeiräten diskutiert werden. Eine Aufteilung auf mehrere Ortsteile ist durchaus denkbar.

Ausschlaggebend dafür, in der Kernstadt die ersten Schatten und Kühlung spendenden Bäume zu pflanzen, war die enge Lage im Dilltal. Im Vergleich zu den umliegenden Stadtteilen staut sich hier im Sommer in der geschlossenen Wohnbebauung mit einer Vielzahl von Straßen, Gewerbe und der Bahnlinie eher die Hitze.

Seit mehreren Jahren führt die Oranienstadt Dillenburg bereits ein Baumkataster. In dieser „Kartei“ sind 4000 Bäume gelistet, viele von ihnen mit einem Schildchen und einer Nummer gekennzeichnet. Mit Blick auf Bruch- und Standsicherheit werden sie in regelmäßigen Abständen von geschultem Personal kontrolliert. Die registrierten Bäume verteilen sich auf städtische Anlagen, reihen sich entlang von Straßen und anderen Verkehrsflächen und finden sich auch auf öffentlichen Spielplätzen, Friedhöfen und städtischen Gebäudegrundstücken.

Und wie geht es mit der Bepflanzung in den nächsten Jahren weiter? Der Vorschlag der Verwaltung ist, sich an ein System von „Meilensteinen oder Etappenzielen“ zu halten. Das hält dem Parlament die Option offen, auf Basis der wirtschaftlichen Lage der Stadt Jahr für Jahr neu über die Finanzierung weiterer Zukunftsbäume zu entscheiden. Anhand der für neue Baumstandorte geschätzten Kosten könnte dann ein „Maßnahmenplan“ für das anstehende Haushaltsjahr erstellt und verabschiedet werden. Bei Pflanzungen die im Fördergebiet Innenstadt vorgenommen würden, muss eine mögliche Förderung über das Programm „Lebendige Zentren“ im Einzelfall geprüft werden.

Bürgermeister Lotz und Gärtner-Auszubildender Corvin Bill zeigen neu gepflanzte Bäume
Gärtner Azubi Corvin Bill hat gemeinsam mit Kollegen die ersten Mehlbeeren am Aquarena-Bad gesetzt, die er jetzt stolz Bürgermeister Michael Lotz präsentierte. Foto: Oraneinstadt Dillenburg
In den Baumstamm eingeschlagene Nummer des Baumkataster
Die Oranienstadt Dillenburg führt schon seit mehreren Jahren ein Baumkataster. Die mit einer Nummer registrierten Bäume stehen in Parks, auf Friedhöfen, Spielplätzen, an Straßen sowie auf städtischen Grundstücken. Foto: Kilian Scharf

Biotop auf dem Köppel schützt heimische Pflanzen- und Tierwelt

Kleine und große Landschaftsbereiche bieten Pflanzen und Tieren Rückzug und Schutz. Ein solches Naturparadies ist auch das Biotop „Simonsboden“ auf dem Dillenburger Köppel. Mit wertvollen Maßnahmen wollen Naturschutzvereinigungen mit Unterstützung der Stadt dafür sorgen, dass hier der Natur Flächen erhalten bleiben und die heimische Artenvielfalt nicht verloren geht.

Feldlerche

Durch die landwirtschaftliche Nutzung auf dem gesamten Köppel bis in die 70’er Jahre hinein konnte sich eine ausgesprochen reichhaltige Flora und Fauna entwickeln. „Durch den Rückgang der Landwirtschaft und dem Verschwinden der Äcker entstanden große Wiesen auf einer von Dillenburgs wenigen Freiflächen in der Kernstadt. Das führte im Laufe der Jahre stellenweise zu einer Verbuschung der Landschaft und zu einer bedauerlichen Artenverarmung“, so Jens Backhaus, Landschaftsarchitekt aus Dillenburg, der mit dem momentanen Projekt auf dem Köppel bestens vertraut ist. Die Wiesen rund um den Simonsboden werden heute hauptsächlich zur Heugewinnung und als Schafsweide genutzt und erfahren eine hohe Freizeitnutzung durch viele Spaziergänger. Wie Dr. Michael Völlinger von der städtischen Umweltabteilung erläutert, ist das Biotop schon seit 1988 im städtischen Landschaftsplan ausgewiesen. Um ihm wieder mehr Ruhe und Schutz für das Brutgeschäft und für die heimische Flora zu geben, soll der Bereich im nördlichen Teil des Köppels beruhigt und Freizeitnutzer für das Thema sensibilisiert werden.

Biotop Simonsboden

Auf den teilweise städtischen, teilweise privaten Flächen wurden deswegen in Abstimmung mit den Eigentümern in den letzten Wochen bereits rund 200 qm Schwarzdornhecken und Ginsterbüsche entfernt. Diese waren zu hoch geworden und hatten Hohlräume gebildet, so dass Brutgeschäfte nicht mehr stattfinden konnten. Der rund 6 Hektar große Bereich ist einer der wenigen Räume, in denen die Feldlerche noch anzutreffen ist. Dieser stimmfreudige Vogel wurde schon zum zweiten Mal „Vogel des Jahres“ – mit gutem Grund: die Bestände gehen zurück. Geht die Entwicklung so weiter, dann ist ein Aussterben dieses Bodenbrüters absehbar. Jede vierte Feldlerche ist inzwischen aus dem Brutbestand verschwunden. Der stimmfreudige Vogel bevorzugt offene Weiten, zu Waldrändern und Hecken hält er Abstand. Durch die Entbuschung des Simonsbodens hat die Feldlerche eine Chance, auch weiterhin in diesem Bereich zu brüten und in ihre Jungen großzuziehen. Noch eine weitere, wichtige Voraussetzung ist dafür nötig: Rücksichtnahme der Zwei- und Vierbeiner. Da die Feldlerche eine Fluchtdistanz von rund 50 Metern hat, werden Spaziergänger gebeten, den Bereich künftig zu meiden und ihre Hunde hier anzuleinen. Entsprechende Infotafeln sind bzw. werden noch aufgestellt, um über das Projekt aufzuklären und Verständnis für die jetzt stärker geschützten Bereiche zu wecken.

Arnika

„Durch die Schutzmaßnahmen auf dem Köppel erhoffen wir uns auch, dass bereits verschwundene Arten, wie zum Beispiel die Goldammer, der Neuntöter oder möglicherweise sogar das Schwarzkehlchen, zurückkehren,“ so Jens Backhaus, der auch Vogelschutzbeauftragter der Hessischen Vogelschutzwarte ist. Eine weitere, traurige Tatsache spielt ebenfalls eine große Rolle: die Gesamtzahl der Insekten und als auch die Vielfalt der Insektenarten haben in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland abgenommen. Als Blütenbestäuber übernehmen viele Insektenarten eine der bedeutendsten Funktionen in den Ökosystemen. Sie erhalten einen Großteil der Pflanzenwelt und sichern so auch die Lebensgrundlagen. Um den weiteren Rückgang entgegenzutreten, müssen Schutzflächen ausgeweitet werden, wie es jetzt auf dem Köppel geschieht. In den offenen Flächen finden nun auch Arnika-Pflanzen optimale Bedingungen zum Anwachsen. Die gefährdete Heilpflanze hat eine große Bedeutung für den Naturschutz und bringt damit einen hohen Handlungsbedarf mit, um die gefährdeten Bestände zu erhalten. In einigen versteckten Bereichen auf dem Köppel wurden deswegen schon durch die im letzten Jahr erste Pflänzchen gesetzt. Wie Günter Schwab von der Landschaftspflegevereinigung Lahn-Dill mitteilt, wird sich dies in diesem Jahr fortsetzen. Auch werden bei einem der nächsten Arbeitseinsätze weitere Ginsterbüsche entfernt. Das Projekt wird durch die Naturschutzvereinigungen, die Oranienstadt, durch Spenden und mit Eigenleistungen finanziert.