Die „Charlotte-Petersen-Medaille“ wird seit dem Jahr 2001 von der Oranienstadt Dillenburg an Personen verliehen, die sich im Sinne der Namensgeberin besonders engagiert haben.
Wer war Charlotte Petersen?
Die Journalistin Charlotte Petersen, eine der größten Persönlichkeiten Dillenburgs, hatte zusammen mit Hilda Heinemann, der Frau des ehemaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann, im Jahre 1959 das Hilfswerk Wapniarka gegründet. Dieser Name geht zurück auf das 1942 in der heutigen Ukraine für rumänische, bulgarische und baltische Juden errichtete Konzentrationslager „Wapniarka“. Eine Wiedergutmachung in Form einer Rente wurde den KZ-Opfern nicht gewährt; lediglich eine einmalige Abfindung von damals 5.000,- DM wurde an die Überlebenden gezahlt.
Charlotte Petersens Motiv für die Gründung des Hilfswerks war, wie sie einmal sagte,
“ … ein klein wenig von der Schuld der Deutschen abzutragen“. So war die Dillenburger Journalistin unermüdlich dafür tätig, Spendengelder für die überlebenden KZ-Opfer aufzutreiben. Im Laufe der Jahre sammelte sie Millionenbeträge ein.
Verständigung zwischen Juden und Christen
Der praktizierenden Christin, die sich beispielhaft für die Versöhnung zwischen Juden und Christen über alle Grenzen hinweg einsetzte, wurden zahlreiche Auszeichnungen verliehen: Das „Bundesverdienstkreuz Erster Klasse“ (1967), die „Wilhelm-Leuschner-Medaille“ und der „Gustav-Heinemann-Bürgerpreis“ (beide 1989) bis hin zur „Buber-Rosenzweig-Medaille“ (1990). Im Jahre 1986 wurden Charlotte Petersen die Ehrenbürgerrechte der Stadt Dillenburg verliehen.
Um das Lebenswerk von Frau Petersen anzuerkennen und zu würdigen, stimmte die Oranienstadt Dillenburg auf Anregung der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dillenburg der Stiftung einer „Charlotte-Petersen-Medaille“ zu.
Erstmalige Auszeichnung in 2001
Träger dieser Auszeichnung wurde erstmals im Jahr 2001 Prof. Dr. Martin Stöhr, Theologe und langjähriger Präsident des Internationalen Rates der Christen und Juden, für seine Verdienste um den christlich-jüdischen Dialog. Im Jahr 2003 wurde die „Charlotte-Petersen-Medaille“ an Frau Dr. Thea Altaras, die sich für die Erhaltung der Synagogen in Hessen eingesetzt hat, verliehen. 2005 erhielt Frau Ursula Vollmer, Gründerin des Vereins Aguablanca, die „Charlotte-Petersen-Medaille“. Vierter Träger der Auszeichnung ist Eckhard Scheld, Studiendirektor an der Wilhelm-von-Oranien-Schule, der 2007 für sein Engagement für die Völkerverständigung zwischen Deutschland und den osteuropäischen Staaten geehrte wurde. Preisträger in 2009 wurde Landesrabbiner Dr. Henry G. Brandt aus Augsburg für seine Verdienste um die Verständigung zwischen Christen und Juden. Für ihren Einsatz in Erforschung und Weitergabe der Geschichte der Juden und jüdischen Gemeinden in Hessen erhielt Frau Monica Kingreen, Diplom-Pädagogin und Mitarbeiterin des Fritz-Bauer-Instituts, im Jahr 2011 die „Charlotte-Petersen-Medaille“. 2013 wurde Hartmut Schmidt aus Frankfurt für sein vorbildliches Engagement für eine lebendige Erinnerungs- und Gedenkkultur in Deutschland ausgezeichnet. In Anerkennung seines Engagements und Wirkens im Sinne von Charlotte Petersen erhielt Klaus Peter Mücke, evangelischer Pfarrer im Ruhestand aus Dillenburg, im Jahr 2016 die „Charlotte-Petersen-Medaille“.
Preisträger
2019 entschieden sich die Gremien für die Verleihung der Charlotte-Petersen-Medaille an Gerhard Zimmermann, Dekan im Ruhestand aus Bad Soden. Zimmermann hatte Charlotte Petersens Biografie und ihr Lebenswerk in seinem Buch „Die größte Bettlerin des Jahrhunderts. Charlotte Petersen und ihr Kampf für die Überlebenden des KZ-Wapniarka“ gewürdigt. Im Jahr 2022 wurde die Medaille an Joachim Schaefer, Diplom-Theologe und Pastoralreferent der Domgemeinde Wetzlar, verliehen. Im darauffolgenden Jahr erhielt Herr Christoph Heubner, Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, die Charlotte-Petersen-Medaille für sein langjähriges Engagement gegen Antisemitismus und Rechtsradikalismus sowie die literarische Bewahrung der Erinnerungen der Überlebenden des Holocaust.
Verleihung alle zwei Jahre
Die Medaille wird alle zwei Jahre verliehen, sofern ein geeigneter Vorschlag eingegangen ist.
Alle Bürgerinnen und Bürger können Personen für die Ehrung vorschlagen, die im Sinne von Charlotte Petersen gewirkt haben. Die Vorschläge sollen begründet sein und können bis zum 24. Februar 2025 schriftlich beim Magistrat der Oranienstadt Dillenburg, Rathausstr. 7, 35683 Dillenburg, eingereicht werden.
Die eingegangenen Vorschläge gibt der Magistrat an ein Auswahlgremium weiter, welches die Vorschläge prüft und berät. Der Magistrat beschließt nach Anhörung des Ausschusses für Jugend, Soziales, Sport und Kultur über die Verleihung, die dann im Jahr 2025 stattfinden wird.