Für die Planung einer Ortsumgehung der Bundesstraße 253 Frohnhausen / Wissenbach konnten nun weitere Weichen erfolgreich gestellt werden. HessenMobil und die beteiligten Kommunen Dillenburg, Eschenburg und Dietzhölztal unterzeichneten die entsprechende Vereinbarung, auf deren Grundlage mit der Projektplanung begonnen werden kann. Außerdem schlossen die drei Kommunen eine Verwaltungsvereinbarung ab, die unter anderem Kostenverteilung und Personalbesetzung regelt. Den bedeutenden Schritt vollzogen Land und Kommunen unter Anwesenheit von vielen Gästen in den Räumen der Industrie- und Handelskammer Lahn-Dill.
Durch eine Ortsumgehung erhoffen sich die Beteiligten eine deutliche Entlastungswirkung bezüglich des Verkehrsaufkommens (Durchgangsverkehr), mit der eine fühlbare Verkehrsberuhigung erreicht und die Funktionsfähigkeit der innerörtlichen Straßen und Knotenpunkte wiederhergestellt werden soll. Weitere positive Effekte sind die Verringerung der Unfallgefahr in den Ortschaften, die Reduzierung des Lärms und der Abgase für die Anwohner sowie eine Attraktivitätssteigerung der Region als Wirtschaftsstandort. Auch deswegen hatte sich die Industrie- und Handelskammer Lahn-Dill von Beginn an für die Ortsumgehung stark gemacht. Präsident Dr. Felix Heusler betonte in seiner Begrüßung unter anderem, welche deutlichen Zeiteinsparungen für die Unternehmen alleine im Liefer- und Transportbereich erreicht werden können.
Der Bau einer Ortsumgehung um die Orte Frohnhausen und Wissenbach steht im Bundesverkehrswegeplan (BVWP) 2016 unter dem „vordringlichen Bedarf“. Allerdings fehlen beim Land die notwendigen Personalressourcen, um alle hier enthaltenen Maßnahmen zu planen. Deswegen hatte Hessen für zehn ausgewählte Projekte den Kommunen angeboten, die Planung selbst zu übernehmen. Damit besteht die Chance, dass mit den Maßnahmen schneller begonnen werden kann. Auch die Oranienstadt Dillenburg und die Gemeinden Dietzhölztal und Eschenburg erhielten im letzten Jahr dieses Angebot nach einer gemeinsamen Resolution im Jahr 2019. Den Entwurf zu einer entsprechenden Vereinbarung hatte HessenMobil den beteiligten Kommunen zugesandt und in den letzten Monaten detailliert mit diesen besprochen, so dass die Stadtverordnetenversammlung Dillenburg und die Gemeindevertretungen Eschenburg und Dietzhölztal das Angebot letztlich annahmen. Geregelt wird nun beispielsweise die Vorgehensweise zur Beauftragung von Fachbüros, Art und Umfang des erforderlichen Grunderwerbs, Prüfung von Trassenführungen und Anschlussstellen, schutzwürdige Belange und wer für welche Aufgaben und Tätigkeiten zuständig ist. Auf regionaler Ebene regelt die interkommunale Verwaltungsvereinbarung zwischen den Kommunen weitere Details. Hier geht es um die Grundsätze der Zusammenarbeit – Ansprechpartner, Einstellung eines Ingenieurs, Öffentlichkeitsarbeit und Aufteilung der Personal- und Sachkosten zwischen den Beteiligten.
Dillenburg trägt dabei den „Löwenanteil“ und übernimmt aufgrund der Länge der betroffenen Strecke auf eigener Gemarkung rund 57 % der Kosten, wohingegen Eschenburg 33 % trägt und die restlichen 10 % bei Dietzhölztal verbleiben. Auch wenn die nördlichste Kreisgemeinde topografisch keine direkte Anbindung an die B 253 hat, entstehen bei einer Verlegung der Bundesstraße in den Orten Wissenbach und Frohnhausen direkte Vorteile: „Denn der Zubringer zum Autobahnanschluss Dillenburg ist für die Industrie- und Gewerbestarke Gemeinde Dietzhölztal, mit einer hohen Zahl an überwiegend durch Pendler genutzten Arbeitsplätzen, insbesondere für die Zukunft eine sehr wichtige Voraussetzung für unternehmerische Standortentscheidungen“, so Dietzhölztals Bürgermeister Andreas Thomas.
Dillenburgs Bürgermeister Michael Lotz freute sich, dass der gemeinsame Weg nun konkret beschritten werden kann: „Der Planungsprozess wird mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Wir werden großen Wert darauflegen, diesen durchgehend offen, transparent und wertschätzend gegenüber allen Beteiligten zu gestalten. Uns ist bewusst, dass es sich um ein schwieriges Projekt handelt. Alleine die Fragen zu einer möglichen Trassenführung und die naturschutzrechtlichen Belange werden uns intensiv beschäftigen. Auch bleiben wir nicht vom Fachkräftemangel verschont: Die bei uns vorgesehene Ingenieurstelle ist bislang leider erfolglos ausgeschrieben worden.“ Er bedankte sich besonders herzlich bei der Industrie- und Handelskammer – insbesondere bei Bereichsleiterin Saskia Kuhl – für die starke Unterstützung und bei den anwesenden Abgeordneten des Hessischen Landtags, die sich für das Projekt eingesetzt hatten. Er freue sich nun auf die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten. Und Eschenburgs Bürgermeister Götz Konrad ergänzte: „Wir haben ein gemeinsames Ziel und wir fangen jetzt an – das ist das, worauf es ankommt: es geht los!“
Auf die knappen Ressourcen beim Land Hessen ging der direkt gewählte Landtagsabgeordnete Jörg-Michael Müller (CDU) ein: „Das jetzige Prozedere ist der erste Schritt in die richtige Richtung – mit der Planungsvereinbarung kommen wir schneller ans Ziel.“ Dem konnten die Abgeordneten Stephan Grüger (SPD) und Dr. Matthias Büger (FDP) zur beipflichten. Alle sahen die Notwendigkeit und die Dringlichkeit der Ortsumgehungsplanung und wünschten dem Projekt alles Gute.
Das Land Hessen wurde beim Unterzeichnungstermin von Ulrich Hansel von HessenMobil vertreten. „Ein wichtiger Tag für alle Partner“, so der Dezernent, der eigens aus Fulda anreiste. Und weiter: „Das umfangreiche und spannende Projekt benötigt einen langen Atem – umso besser, dass es nun partnerschaftlich geplant werden kann.“ Die Planungsvereinbarung zu Ortsumgehung der B 253 sei das achte der insgesamt zehn Projekte, das nun zur Unterschrift komme, aber das einzige, bei dem drei Kommunen beteiligt seien. Mit einem Baubeginn ist frühestens in 2032 zu rechnen.