700 Jahre Nanzenbach

Urkunde aus Pergament

von Simon Dietrich

Am 8. Mai 2025 feiert der Dillenburger Stadtteil Nanzenbach den 700. Jahrestag seiner Ersterwähnung. Damit steht das Dorf mit der reichen Bergbaugeschichte vor einer Premiere. Bislang nämlich wurde in Nanzenbach noch nie ein Ortsjubiläum begangen. Was vor allem daran liegt, dass die betreffende Urkunde aus dem Jahr 1325 bis vor wenigen Jahren im Wiesbadener Staatsarchiv schlummerte, ohne dass ihre Bedeutung für die Nanzenbacher Geschichte erkannt worden wäre.

Die Ersterwähnung vom 8. Mai 1325

Dass das Datum 1325 noch nicht ins allgemeine Bewusstsein eingegangen ist, zeigt sich auch, wenn man versucht, im Internet etwas über die Ersterwähnung von Nanzenbach herauszufinden. Dort stößt man nämlich auf widersprüchliche Angaben. Einige Webseiten nennen zwar die korrekte Zahl 1325, andere verlegen die früheste Nennung jedoch ins Jahr 1255 (was jeglicher Grundlage entbehrt). In älteren Publikationen begegnet zudem noch die Angabe, der Ort sei „urkundlich 1358 erstmalig erwähnt.“ Eine verwirrende Vielfalt an Jahreszahlen, die zeigt: Es herrscht offenbar Unklarheit.

Ersterwähnung sagt wenig über das tatsächliche Alter

Bevor wir uns im Folgenden der Ersterwähnungsurkunde und ihrem Kontext widmen, zunächst eine Klarstellung vorweg: Eine urkundliche Ersterwähnung sagt in der Regel nur wenig darüber aus, wie alt der betreffende Ort wirklich ist. Im Mittelalter wurde wenig geschrieben und von den wenigen Dokumenten ist zudem der weitaus größte Teil über die Jahrhunderte verloren gegangen. Dass es unter diesen Gegebenheiten in erster Linie Zufall ist, wann ein Ortsname das erste Mal in Schriftstücken auftaucht, liegt auf der Hand.

Eisenverhüttung seit dem 13. Jahrhundert

Auch Nanzenbach ist deutlich älter als 1325. Die Siedlung „am Bach des Nanzo“ dürfte ihre Wurzeln im Früh- oder Hochmittelalter haben. Archäologische Funde belegen, dass hier bereits im 13. Jahrhundert Eisen verhüttet wurde. Der Bergbau in Nanzenbach ist vermutlich mindestens ebenso alt.

Erstmals in einem Kaufvertrag erwähnt

Nun aber zu der Urkunde vom 8. Mai 1325, der Nanzenbach seine früheste Nennung verdankt. Bei dem in deutscher Sprache auf Pergament geschriebenen und mit drei Siegeln beglaubigten Dokument handelt es sich formal gesehen um einen Kaufvertrag. Die Brüder Philipp, Johann und Konrad von Bicken überließen dem Grafen Heinrich I. von Nassau-Dillenburg (ca. 1265–1343) darin zu einem ungenannten Preis verschiedene Herrschafts- und Besitzrechte.

Urkunde aus Pergament mit der Ersterwähnung Nanzenbachs
Ersterwähnungsurkunde Nanzenbachs vom 8. Mai 1325: Die Brüder von Bicken verkaufen Herrschafts- und Besitzrechte, darunter auch hörige Nanzenbacher, an Graf Heinrich I. von Nassau-Dillenburg (HHStAW, Best. 170 I, U 160)

Verbindung zur “Dernbacher Fehde”?

Diese Transaktion stand aller Wahrscheinlichkeit nach in Verbindung mit der sogenannten „Dernbacher Fehde“, in deren Verlauf es den Nassauer Grafen gelang, den Einfluss des regionalen Niederadels im Dillgebiet entscheidend zurückzudrängen. Abgesehen von den namensgebenden Herren von Dernbach geriet im Zuge dieser Auseinandersetzung auch das Niederadelsgeschlecht der Herren von Bicken in die Defensive. Angesichts des energischen Vordringens der nassauischen Grafen und des anhaltenden militärischen Drucks entschieden sich die Bickener 1325 offenbar, wertvolle Teile ihres Besitzes gegen Bezahlung an Heinrich I. abzutreten – bevor es dafür möglicherweise zu spät war.

Wichtigster Bestandteil des Kaufvertrags war dementsprechend das Gericht Ewersbach. Hier übten die Bickener seit Langem die Gerichtsherrschaft aus und verfügten auch sonst über zahlreiche Besitztümer. Ebenfalls transferiert wurden die Ewersbacher Mühlen sowie ein Anteil an der Wasserburg Hainchen (bei Netphen, Siegerland). Uns interessiert hier aber vor allem das vierte Kaufobjekt: Die Herren von Bicken verzichteten zugunsten der Nassauer in der Urkunde nämlich außerdem auf „Diethers Kinder und auf die Nanzenbecher.“

Ausschnitt Ersterwähnungsurkunde: „Nanzenbecher“ (HHStAW, Best. 170 I, U 160)

Das mag zunächst rätselhaft klingen. Mit den Rechten, welche die von Bicken an den genannten Personengruppen innehatten, sind allerdings Abhängigkeitsverhältnisse beschrieben, wie sie in der mittelalterlichen Gesellschaftsordnung gang und gäbe waren. Bei den Kindern eines gewissen Diether sowie den Nanzenbachern handelte es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um hörige Bauern, die zuerst den Bickenern, fortan aber den Nassauern als Grundherren Frondienste und Abgaben leisten mussten.

Ob mit den „Nanzenbechern“ bestimmte Personen oder sämtliche Bauern des Orts gemeint waren, ist unklar. Zu unpräzise ist hier die Formulierung des Dokuments. In jedem Fall aber belegt ihre Nennung in der Urkunde zweifelsfrei die Existenz des Dorfes Nanzenbach. Wenn Rechte an Bewohnern verkauft werden konnten, muss es das entsprechende Dorf logischerweise bereits gegeben haben.

Keine Rückschlüsse auf das tatsächliche Alter

Zwar erlaubt die Ersterwähnungsurkunde von 1325, wie gesagt, keine Rückschlüsse auf das tatsächliche Alter der Siedlung, doch enthält sie durchaus einige wichtige Hinweise auf die frühe Dorfgeschichte. So hatten die Herren von Bicken hier vor 1325 offenbar bedeutende Besitztümer und Herrschaftsrechte inne. Mit dem Verkauf von 1325 dürfte der Einfluss der Grafen von Nassau sich dann spürbar erweitert haben. Spätestens 1349 scheinen sie die unbestrittenen Nanzenbacher Grundherren gewesen zu sein.

Ganz unbedeutend blieb aber auch die Familie von Bicken nicht, besaß diese doch nachweislich auch Mitte des 14. Jahrhunderts noch einen Hof in Nanzenbach. Ihr „Mann- und Güterbuch“ von 1344 verzeichnet nämlich neben diversen Lehen und Einkünfte auch einen Zins an Geld, Öl, Käse, Gänsen und Hühnern, den sie jährlich „zu Nanzenbach (im Original: Nantzinbach)vom Stulengut“ erhielten. Damit ist dann übrigens auch der Dorfname selbst zum ersten Mal schriftlich erwähnt – also nicht mehr nur indirekt über die Einwohner („Nanzenbecher“).

Häufige Nennung ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts

Ansonsten ist über die spätmittelalterliche Geschichte des Dorfes nur relativ wenig bekannt. Einige Höfe weiterer Niederadelsfamilien finden in Urkunden des 14. und frühen 15. Jahrhunderts Erwähnung. Häufigere Nennungen des Ortes setzen erst ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ein. Dann übrigens meistens in Zusammenhang mit dem Eisen- und Kupfererzbergbau im umliegenden Schelderwald. Dieser war seit dem Mittelalter neben der Landwirtschaft der dominierende wirtschaftliche Faktor im Dorf – und blieb es bis weit ins 20. Jahrhundert hinein.

Ein ausführlicher Aufsatz des Autors zur Ersterwähnung Nanzenbachs erscheint demnächst in der anlässlich des Jubiläums herausgegebenen Dorfchronik.

Blaulichtmeile im Festjahr

Die Freiwillige Feuerwehr Dillenburg feiert in diesem Jahr 2024 ihr Jubiläum zum 175-jährigen Bestehen. Damit aber nicht genug, feiern wir gleichzeitig noch 50 Jahre Jugendfeuerwehr in Dillenburg.

Eine der Veranstaltungen in unserem Festjahr ist die „Blaulichtmeile“ am 31.08.2024 in Dillenburg im Hofgartenareal, zu der wir Sie hiermit recht herzlich ab 10:00 Uhr einladen möchten.

Auf dieser Veranstaltung wird die Technik rund um die Feuerwehr präsentiert, um unsere Arbeit darzustellen, für Sie erlebbar und greifbar zu machen. Neben moderierten Schauübungen auf einer zentralen Bühne (u.a. eine reale Brandbekämpfung eines brennenden Zimmers, die Befreiung einer Person aus einem verunfallten Fahrzeug, das Abdichten von Leckagen an Behältern mit Gefahrstoffen, die einfache Rettung von Verunfallten aus Höhen) stehen die Eigenpräsentation zur Darstellung unserer Aufgaben wie dem klassischen Retten, Löschen, Bergen und Schützen, aber auch der Aufgaben der Feuerwehr in der Gefahrstoffabwehr des Lahn Dill Kreises und im Katastrophenschutz im Mittelpunkt. Weiter soll es an diesem Tag eine Feuerwehr „zum Anfassen“ (Bedienen von Schere und Spreizer am PKW, Anprobieren von Schutzkleidung, „Atemschutzübungsstrecke“, Feuerlöschtraining etc.) sowie einen Einblick in die Gefahrenvorsorge geben (wie Informationen zu Feuermeldern, Rauchhaus, Vorstellung einer Fettexplosion). Neben uns als Feuerwehr Dillenburg feiern mit uns und präsentieren sich an diesem Tag auch benachbarte Feuerwehren mit Fahrzeugen und Technik sowie andere Hilfs- und Rettungsorganisationen, mit denen wir auch im Rahmen unserer Einsätze zusammenarbeiten. Dazu zählen das Technisches Hilfswerk Dillenburg zusammen mit der Jugendabteilung, der Sanitäts- und Verpflegungszug des Deutschen Roten Kreuz Dillenburg, die Rettungsdienst Dill GmbH, die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft Bezirk Dill e. V., die Rettungshundestaffel Dill e.V., die Verkehrswacht Dillenburg und das Rapid Relief Team (RRT).

Wir freuen uns, Sie begrüßen zu dürfen und auf einen aufregenden Tag. Für das leibliche Wohl sorgen das DRK, dass RRT, die Stadtjugendfeuerwehr sowie Team des Biergartens im Hofgarten.

Herzlichen Glückwunsch

Bürgermeister Michael Lotz ist 20 Jahre im Amt

Der Wechsel vom Anwalts-Schreibtisch an die Spitze der Dillenburger Stadtverwaltung – das ist im April 2022 exakt 20 Jahre her. Bürgermeister Michael Lotz (54) nennt den 3. April 2002 rückblickend einen vollständigen beruflichen Gezeitenwechsel.

Plötzlich gebe es nicht mehr nur ein Dezernat mit vielen Mandanten wie in der Kanzlei, sondern ein Aufgabenspektrum von ‚A‘ wie ‚Abfall‘ über alle Bereiche des öffentlichen Lebens hinweg bis zu ‚Z‘ wie ‚Zwangsentstempelungen‘. Ganz zu Anfang sei es wichtig gewesen, so schnell wie möglich einen vollständigen Überblick zu bekommen, woran die einzelnen Abteilungen der Verwaltung arbeiteten, die Mitarbeitenden kennen zu lernen und erste Kontakte in neuer Funktion nach außen zu knüpfen.

In der Zwischenzeit kann sich unser Bürgermeister zu den „alten Hasen“ innerhalb der Riege der im Lahn-Dill-Kreis tätigen Verwaltungschefinnen/Verwaltungschefs. Mit dem Erhalt des Krankenhauses, des Hessischen Landgestüts, dem eingeleiteten Hochwasserschutz nach der verheerenden Katastrophe 2006 sowie die Gestaltung einer „Lebendigen Innenstadt“ galt es, in den zurückliegenden Jahren eine Vielzahl großer Aufgaben zu erledigen. Und für den Bürgermeister geht es in den nächsten Jahren weiter: die kostspielige Sanierung des „Aquarena“-Bades, der Aufbau der niedergebrannten Glück-Auf-Halle in Oberscheld sowie die Planung der Stadthalle sind weitere, aktuell zu bewältigende Herausforderungen.

Wird es für Michael Lotz eine fünfte Amtszeit geben und er ab 1. April 2026 noch einmal die Geschicke der Oranienstadt Dillenburg lenken? Ganz abgeneigt zeigt sich der Verwaltungschef nicht. Wenn er noch einmal antrete, dann mit der großen Leidenschaft, wie er sie seit seinem ersten Amtsantritt immer gezeigt habe. Der sehnliche Wunsch unseres Verwaltungschefs: Dass sich nach Corona das Tagesgeschäft wieder normalisiert und nicht ständig von der Pandemie und den von ihr verursachten Folgen überschattet wird. „Schön wäre es, wenn mein Terminkalender vom normalen Geschäft überquillt.“

Das Wiedersehen mit den heutigen niederländischen König Willem-Alexander bei seinem Besuch in der Wiesbadener Staatskanzlei im Sommer 2013 zählt sicher zu den Höhepunkten der letzten 20 Jahre für Michael Lotz. Rechts Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier. Foto: Erhard Blatt/Hess. Staatskanzlei

Das war das Stadtjubiläum 2019

Anlässlich des 675-jährigen Stadtjubliäums hatte Dillenburg eine Vielzahl schöner Veranstaltungen. Sehen Sie hier Impressionen unseres Jubiläums von den Fotografen Christoph Buchmann, Thomas Kaulich, Jonathan Ortmann und Peter Patzwaldt: