Mit einer beeindruckenden Illumination in der Dillenburger Oberstadt und zwei Spielszenen, die einen Einblick in die tragischen Ereignisse rund um den Stadtbrand vor 300 Jahren geben, setzt die Oranienstadt Dillenburg ihre Aktionen im Gedenkjahr fort. Am Freitag, 7. Juli und am Freitag, 18. August wartet eine ausgeklügelte Fassadenprojektion der Lichtkünstler Pascal und Daniela Kulcsar auf die Gäste, die das Brandereignis simuliert. Zwei Spielszenen von Vereinsmitgliedern des Geschichtsvereins Dillenburg e. V. spiegeln Angst, Leid und Hoffnung der Bevölkerung vor und nach dem Stadtbrand wieder. Die Oranienstadt wird zudem am Abend des 7. Juli eine Gedenktafel am Alten Rathaus enthüllen, die an das schreckliche Ereignis erinnert.
Je dunkler umso besser
„Je dunkler, umso besser“ – lautet das Motto an beiden Sommerabenden. Die Veranstaltung am 7. Juli beginnt um 21 Uhr bzw. am 18. August um 20 Uhr mit einer offenen Führung für alle Interessenten. Stadthistoriker Simon Dietrich nimmt die Teilnehmenden auf eine ca. 30 Minuten dauernde Tour mit durch die Obere Hauptstraße, die Hintergasse und das Violinengässchen – der Bereich, in dem in der Nacht vom 14. auf den 15. Mai 1723 die verheerende Feuersbrunst ausbrach und innerhalb weniger Stunden drei Viertel der Stadt zerstört und einen Großteil der rund 1.500 Einwohnerinnen und Einwohner obdachlos gemacht hatte. Treffpunkt ist am Eingang des Alten Rathauses. Die Sonderführung ist kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Am 7. Juli erfolgt im Anschluss an die Führung die Enthüllung einer Gedenktafel durch Bürgermeister Michael Lotz und Peter Patzwaldt als 1. Vorsitzenden des Dillenburger Museumsvereins e. V. und des Geschichtsvereins Dillenburg e. V. am Alten Rathaus. Auch dieses Gebäude wurde beim Brand vor 300 Jahren völlig vernichtet, aber kurz danach schon wiederaufgebaut.
Schauspielerische Darstellung
Nicole Rein und Werner Schäfer-Mohr werden in ihren Rollen als Bürgermeister-Ehefrau und Torwächter Situationen aus Dillenburg im Mai 1723 in historischen Kostümen anschaulich darstellen. Wie sehr schlug die Angst um sich in Dillenburg, nachdem am 8. Mai die Nachbarstadt Haiger von einem Brand nahezu vollständig vernichtet wurde? Wie wichtig war der Aberglaube bei der Brandvorsorge? Natürlich spielt die Schuldfrage, aber auch Hoffnung und Wiederaufbau eine große Rolle. Rein und Schäfer-Mohr geben auch einen Einblick in die Aufbruchsstimmung der Dillenburgerinnen und Dillenburger nach der Katastrophe. Der Dillenburger Andreas Balzer wird zwischen den Spielszenen am 7. Juli das bekannte „Nachtwächterlied“ singen.
Lichtkünstler aus dem Taunus
Die Lichtkünstler Pascal und Daniela Kulcsar aus dem Taunus sind in Dillenburg kein unbeschriebenes Blatt. Beim 75jährigen Jubiläum von Hessen im Jahr 2021 setzten sie bereits den Wilhelmsturm mit einem wahren Farbspiel gekonnt in Szene. Mit einer professionellen und passgenauen Projektion überzeugen sie nun auch bei den aktuellen Aktionen. Aus den Fenstern von sechs Fachwerkgebäuden im Bereich der Hauptstraße rund um das Alte Rathaus und die untere Marbachstraße simulieren sie nach Eintreten der Dunkelheit mehrere Minuten lang lodernde Flammen, die aus den Fenstern schlagen und beim verblüfften Zuschauenden den Eindruck einer lichterloh brennenden Gebäudeszenerie erwecken. Auch wenn heute mit Sicherheit das Entsetzen und die Ohnmacht der Bevölkerung in der Brandnacht nicht wirklich nachempfunden werden kann, wird die außergewöhnliche Illumination eine Ahnung erzeugen können, welches Trauma durch die Katastrophe bei der betroffenen Bevölkerung entstand.
Die Veranstaltung endet am 7. Juli um 23 Uhr und am 18. August um 22 Uhr. Getränke und kleine Speisen können vor Ort erworben werden. Der Eintritt ist frei.
Ausstellung in der Villa Grün
Im wirtschaftsgeschichtlichen Museum der Villa Grün ist noch bis zum 30. Juli die von Stadthistoriker Simon Dietrich konzipierte Sonderausstellung „Kindsmord, Feuer und Kollekten“ zu sehen. Die Ausstellung fragt nach Ursache, Deutungen und Bewältigung der Katastrophe und präsentiert neueste Forschungsergebnisse. Dabei geht es um Brandschutz und Löschwesen ebenso wie um Aberglaube, Spendensammlungen und Kindsmord. Öffnungszeiten Dienstag bis Sonntag, 10 bis 12 und 13 bis 17
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